Laura Beyeler forscht seit einiger Zeit zum Konzept der Circular Economy und hat die bestehenden EPR-Systeme in den EU-Mitgliedstaaten kritisch analysiert. Sie erzählt uns von den Vorteilen und Chancen einer erweiterten Produzentenverantwortung in der Schweiz.
Interview mit Laura Beyeler: Die Schweiz und das EPR-System
Frau Beyeler, Sie forschen seit einiger Zeit zu dem Konzept der Circular Economy, hauptsächlich zum Thema Recycling von Verpackungen in Europa. In Ihrer Arbeit haben Sie die EPR-Systeme von vielen EU-Mitgliedstaaten analysiert und ausgewertet. Können Sie uns kurz erklären, was EPR-Systeme sind?
In einem EPR-System sind die Hersteller und Importeure von Verpackungen, beziehungsweise die Marken, die ihre Produkte verpackt auf den Schweizer Markt setzen, verantwortlich für die Verwertung oder die Wiederverwendung ihrer Verpackungen. Sie organisieren oder finanzieren die Schliessung der Materialflüsse. Interessant bei einem solchen System ist die flexible Umsetzung. Jedes Land kann die Rahmenbedingungen dem eigenen Kontext anpassen.
Sobald die Stakeholder sich für die Ziele der Kreislaufwirtschaft einsetzen und ihre Verantwortungen wahrnehmen, gewinnen nicht nur die Umwelt, sondern alle Beteiligten des EPR-Systems.
Was ist der Vorteil eines EPR-Systems für die Hersteller und Importeure?
Dadurch, dass die Hersteller und Importeure darüber entscheiden, wie das System ausgestaltet ist, entsteht ein effizientes System. Dies resultiert in einer flächendeckenden, kostendeckenden und kundenfreundlichen Sammlung und Verwertung aller Verpackungsmaterialien.
Der Vorteil ist die ganzheitliche Betrachtung der Kreislaufwirtschaft. Geschlossene Kreisläufe von Verpackungen entstehen nur, wenn an allen Stellen der Wertschöpfungskette angesetzt wird und alle Stakeholder die gleichen Ziele verfolgen. Das EPR-System ist die Lösung, welche alle Akteure einbezieht und alle Verpackungsmaterialien für die Schliessung der Kreisläufe berücksichtigt.
Warum kann dieses System eine Chance für die Schweizer umweltfreundliche Kreislaufwirtschaft darstellen?
Ein schweizerisches EPR-System kann von anderen Ländern, in denen solche Systeme schon viele Jahre betrieben werden, lernen. Wir haben die Chance, Pioniere einer umweltfreundlichen Kreislaufwirtschaft zu sein. Damit ein EPR-System eine umweltfreundliche Kreislaufwirtschaft ermöglicht – müssen die finanziellen Beiträge der Produzenten ökologisch bedingt sein. Oder anders gesagt; die ökologischste Verpackungsstrategie muss die günstigste Variante für die Produzenten darstellen. Die Hersteller bekommen dadurch den Anreiz ihre Verpackungen kreislauffähig zu entwickeln und auf Substanzen, auf Farben oder auf überflüssigen Verpackungsschichten, welche einen geschlossenen Kreislauf verhindern, zu verzichten.
Das Schönste an einer umweltfreundlichen Kreislaufwirtschaft ist: Es entsteht sehr wenig Abfall. Alle Materialien fliessen in einen geschlossenen Kreislauf. Sobald die Stakeholder sich für die Ziele der Kreislaufwirtschaft einsetzen und ihre Verantwortungen wahrnehmen, gewinnen nicht nur die Umwelt, sondern alle Beteiligten des EPR-Systems.
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