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Kreislaufwirtschaft ist auch Klimaschutz

von Patrick Semadeni, Vorstandsmitglied PRISMA



Hohe Zirkularität senkt Emissionen von Treibhausgasen

Das von PRISMA vorgeschlagene System der Kreislaufwirtschaft für Kunststoffverpackungen und Getränkekartons ist nicht nur aus Sicht der Ressourceneffizienz und des Litterings wichtig. Das Klima profitiert ebenfalls enorm, wenn anstelle von Kunststoffen aus fossilen Quellen Rezyklate eingesetzt werden. Eine Studie von Franklin Associates1 hat für Rezyklate deutlich tiefere Emissionsfaktoren berechnet:


Die Emissionsfaktoren für Rezyklate werden sich, mit dem zunehmenden Einsatz von sauberer Energie, noch weiter deutlich verringern. Eine Studie des Stockholmer Instituts Material Economics geht von einem Emissionsfaktor von 0,1 kg CO2 eq. auf 1 kg Material aus, sofern es sich um qualitativ hochstehendes mechanisches Recycling handelt und der Prozess mit dekarbonisierter, sauberer Energie stattfindet.2


Hier liegt ein grosses Potenzial für den Klimaschutz.


Die Rolle von Biokunststoffen

Biokunststoffe werden zunehmend kritisch beurteilt. Die Gründe dafür sind vielfältig3:

  • Wenn Biokunststoffe aus Monokulturen gewonnen werden, wirkt sich das negativ auf die Biodiversität aus;

  • Mit Biokunststoffen wie PLA erhöht sich die Komplexität im Abfallstrom, was die Sortierung und das Recycling erschweren;

  • Oft werden Biokunststoffe mit falschen Claims in Verbindung gebracht, beispielsweise biologische Abbaubarkeit. Diese ist nicht bei allen Biokunststoffen gegeben.

Trotzdem spielen Biokunststoffe in der Zukunft der Kunststoffe eine wichtige Rolle. Dann nämlich, wenn aus biogenen Quellen die gleichen Monomere wie bei fossil basierten Kunststoffen gewonnen werden können. Dann entstehen übliche Kunststoffe wie PE-HD, welche sich problemlos mit anderen PE-HD Verpackungen recyceln lassen. Wenn dann diese biogenen Quellen noch aus Abfallströmen wie pflanzlichen Abfällen, Abfallprodukten aus der Lebensmittelverarbeitung etc. stammen ist der Kreislauf optimal geschlossen.


Praxisbeispiel: CircularLine Flaschen

Die CircularLine Flaschenserie besteht aus 30-40% Kunststoff, welcher zu 80% aus Abfällen der Lebensmittelindustrie stammen, beispielsweise pflanzliche Öle. Der Anteil der Monomere, die aus biogenen Quellen stammen, wird mit der C14 Methode gemessen.4 Die Semadeni Plastics Group hat kürzlich die Circular Line lanciert mit diversen Dosier-, Spritz- und Lagerflaschen für den Mehrweg-Einsatz im Labor. Da die Monomere identisch mit denjenigen aus fossilen Quellen sind, entsteht auch ein Polyethylen, welches chemisch und physikalisch identisch mit herkömmlichem Material ist. Das Material verfügt über Lebensmittelzulassung und lässt sich im normalen PE Strom recyceln. Die Flaschen werden mit CO2 neutralem Strom im eigenen Werk in Königstein (Sachsen) produziert.



Hohe Zirkularität: Wege zum Ziel

Erfahrungen aus dem Ausland haben gezeigt, dass Systeme der erweiterten Produzentenverantwortung gute Sammelquoten hervorbringen.5 Parallel dazu sind wir in der Wertschöpfungskette angehalten, die Design for Recycling Richtlinien einzuhalten, und so wenig Material wie möglich einzusetzen. Auf unnötige Verpackung und Verpackungsbestandteile ist zu verzichten. All diese Massnahmen helfen im Kampf gegen den Klimawandel.

Dazu braucht es aber auch die Bereitschaft der Konsument:innen, nicht mehr die grösste, bunteste und perfekteste Verpackung aus dem Regal in den Einkaufskorb zu legen, sondern mit einfacheren Farben, manchmal leicht verschieden, und einfachen Designs sich anzufreunden. Dann gelingt der Wandel zu mehr Zirkularität!


1 Franklin Associates : Life Cycle Impacts for Postconsumer Recycled Resins : PET, HDPE and PP. Overland Park, 2018.

2 Material/Sconomics/Mc Kinsey : The Circular Economy- a powerful force for climate mitigation. Stockholm, 2021.

3 EU Commission/DG ENV : Roadmap on Policy Framework on biobased, biodegradable and compostable plastics. Brüssel, 2021.

4 14C bezeichnet ein radioaktives Kohlenstoff-Isotop. Dieses kommt in der Atmosphäre in sehr geringen, aber nachweisbaren Mengen vor. Dieses Isotop wird auch über die Photosynthese von der Pflanze aufgenommen. 14C Isotope zerfallen im Laufe der Zeit zu stabilen 12C Isotopen. Die Halbwertzeit liegt jedoch bei 5730 Jahren. Lassen sich 14C Isotope nachweisen, enthält der Kunststoff Monomere aus biogenen Quellen. Wenn keine solchen Isotope im Kunststoff messbar sind, handelt es sich um fossile Quellen die Hunderte von Millionen Jahren im Boden waren und wo sich alle 14C Isotopen abgebaut haben.

5 OECD : Modulated fees for extended producer responsibility schemes (EPR), Environment Working Paper No. 184. Paris, 2021.

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